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Culture and Creativity

Berlin: sozialer Mix im Stadtviertel Blumengroßmarkt

Brückenschlag zu den Kulturen: Transformation des Berliner Kreativquartiers.

Länder:
Type of project :
Size of city/region:
Berlin's creative quarter transformation around the Jewish Academy in the former Blumengroßmarkt (flower market) in the centre of Berlin.

Eckdaten

Architekturbüros: bfstudio-architekten mit Benita Braun-Feldweg/Matthias Muffert; ARGE ifau, Heide & von Beckerath Architekten; Deadline Architekten, Griffin Jürgens GbR; Studie zum städtischen Design: bbzl böhm benfer zahiri landschaften städtebau 

Hauptsponsor: Land Berlin (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen) und deutsche Bundesregierung 

Jahr der Fertigstellung: 2018

Gesamtfläche: 13 000 m²  

Preise:  

  • Deutscher Städtebaupreis 2020  
  • Berlin Award 2021 
  • Metropolenhaus: Deutscher Bauherrenpreis 2020 
  • FIABCI Prix d’Excellence Germany 2019 
  • German Design Award 2020 
  • Award Deutscher Wohnungsbau 2020 

Städtischer / regionaler Hintergrund

Eine brachliegende Fläche rund um die Jüdische Akademie auf dem ehemaligen Blumengroßmarkt im Zentrum Berlins bot die Möglichkeit, ein sozial stigmatisiertes Viertel in ein kulturell vielschichtiges Stadtgebiet umzuwandeln. Die Transformation folgte dem Ideal der gemischten Stadt, die die Koexistenz verschiedener Akteure ermöglicht und einen ko-kreativen Ansatz verfolgt. 

Bei dem Projekt gab es konkrete Herausforderungen zu bewältigen, darunter die Lage in einer innerstädtischen Randzone aus der Zeit der Berliner Mauer. Die Planung der städtebaulichen Landschaft wurde zusätzlich durch das Nebeneinander von Planungsvorschriften und architektonischem Laissez-faire erschwert. 

Darüber hinaus war das Gebiet von urbanen Brüchen entlang der Koexistenz von parallelen Gemeinschaften gezeichnet, mit Museen, Kultureinrichtungen und Bildungseinrichtungen auf der einen Seite und einer überwiegend zugewanderten Bevölkerung auf der anderen Seite. 

Das Gebiet war auch sozial prekär und wies einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund (etwa 70 %) auf, verbunden mit einem niedrigeren Bildungs- und Einkommensniveau. 

Lösung

Durch gemeinsame Bemühungen erarbeiteten die Gemeinde und der Bezirk im Jahr 2010 ein strategisches Stadtentwicklungskonzept mit der Bezeichnung „Kunst- und Kreativquartier“ (KuKQ). Ziel war es, die florierende neue Kreativszene Berlins in ein Viertel mit Migrationsbevölkerung zu integrieren, ohne soziale Konflikte, Verdrängung oder Gentrifizierung auszulösen. Die Stadt erarbeitete einen Plan zur Umwandlung des ehemaligen Blumenmarktgeländes in ein lebenswertes Viertel. Sie schrieb einen Wettbewerb für Entwicklungskonzepte aus, dessen Schwerpunkt auf gemeinsamen Räumen für soziale Interaktion, gemischten Nutzungen und neuen Gebäudetypologien lag. 

Drei Ko-Investorengruppen mit kooperativen, sozialen und kulturellen Zielen gewannen den Wettbewerb. Für die Entwicklung der Stätte gründeten sie gemeinsam die Projektgruppe PxB, die eng mit dem Bezirk und dem Berliner Senat zusammenarbeitete. 

Heute ist die Blumenmarkthalle von einer attraktiven Architektur mit gemischten Programmen und einladenden öffentlichen Räumen umgeben. In drei neuen Gebäuden befinden sich Wohnungen, Ateliers, Gewerberäume, Arbeitsgemeinschaften, Büros, Werkstätten, Seminarräume, Gästeunterkünfte, eine Sommerküche, ein Veranstaltungsraum, eine Galerie, ein Café, Geschäfte und ein Restaurant. Einige der Räume werden von sozialen Organisationen als Eigentümer und Mieter mit reduzierter Miete oder kostenlos genutzt. 

Kriterien für hohe Qualität (Kontext, Verbundenheit mit dem Ort, Diversität, Ästhetik)

  • Das Projekt ist ein Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit zwischen kommunalen Akteuren, privaten Investoren, die nach Kriterien des öffentlichen Interesses ausgewählt wurden, und den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort. Gemeinsam führten sie einen ko-kreativen und integrativen Planungs- und Umsetzungsprozess durch. 
  • PxB, der Berliner Senat und der Bezirk schufen Kooperationsinstrumente: einen Gebietsentwicklungsvertrag, in dem sich PxB verpflichtet, Interimsprojekte, Jugendförderung, Bürgerbeteiligungen und Veranstaltungen zu finanzieren; ein Qualifizierungsverfahren mit vier Workshops zu Stadtgestaltung, Gewerbe/Freiraum, Architektur und Nachbarschaftsintegration; einen Beirat für städtebauliche und architektonische Fragen. 
  • Durch das Angebot von Raum für inklusives Wohnen, temporäre Projekte, Kultur- und Bildungsaktivitäten richtet sich der Blumengroßmarkt an die Jugend, Menschen mit Migrationshintergrund, ältere Menschen und Arbeitslose. 
  • Die Kulturplattform Feldfünf verwaltet die Gemeinschaftsbereiche im Erdgeschoss des Metropolenhauses, in denen die Gemeinschaft einen Dialog zwischen Kunst, Design und Alltag pflegt. 

Steuerung und Management

Eine Person aus jeder Organisation: Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, Berliner Großmarkt GmbH, Stiftung Jüdisches Museum Berlin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen. 

Für die Verwaltung der Kulturplattform werden rund acht Personen benötigt (etwa 1,5 Vollzeitäquivalente plus ehrenamtliche Arbeit).  

Budget und Finanzierung

  • 75 Mio. EUR an privaten Mitteln für die Errichtung der drei Gebäude. Gemessen am Finanzvolumen handelt es sich um das bisher größte kooperative Stadtentwicklungsprojekt in Deutschland. 
  • 4,24 Mio. EUR für die Neugestaltung und Umgestaltung der Freiflächen, Straßen, des Besselparks und der Enckestraße durch gemeinsame Programme von Bund, Ländern und Kommunen für „Städtebaulichen Denkmalschutz“, „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ und „Zukunft Stadtgrün“. 
  • 90 000 EUR von der PxB-Gruppe für Bürgerbeteiligung, Aktivierung und Veranstaltungen. 
  • 60 000 EUR pro Jahr von der Metropolenhaus Gesellschaft „Aktives Erdgeschoss“ für die Kulturplattform-Mitarbeiter von Feldfünf.  

Nachahmenswerte Ideen

Aus dem Projekt lassen sich mehrere wichtige Lehren ziehen:  

  • Verdrängung und Gentrifizierung können durch einen konzeptgesteuerten, von den Interessengruppen getragenen Ansatz vermieden werden, selbst bei privater Finanzierung. 
  • Gemeinwohlorientierte Finanzierungsmodelle und Kofinanzierung können nicht-kommerzielle Räume für soziale und kulturelle Zwecke erhalten.  
  • Eine wirksame kooperative Stadtentwicklung beruht auf Zusammenarbeit und einer gemeinsamen Vision, die Top-down- und Bottom-up-Prozesse integriert.

Drei Tipps aus der Stadt: 

  • Wenn eine öffentliche Immobilie zum Verkauf angeboten wird, sollten Sie sich um die Genehmigung bemühen, das Verfahren zur Auswahl der Investoren unter Berücksichtigung von Aspekten des gemeinsamen Interesses in einem relevanten Umfang zu überwachen. 
  • Erarbeiten Sie einen strategischen Rahmen, der sozial und funktional gemischt genutzte öffentliche und private Räume fördert. Bestimmen Sie die Gewinner des Wettbewerbs auf der Grundlage des besten Entwicklungskonzepts und nicht des niedrigsten Preises.  
  • Arbeiten Sie mit Leuten, Institutionen und Verbänden zusammen, die bereits vor Ort sind. Sie kennen den Ort, die Menschen und die Herausforderungen. 

Kontakt

E-Mail-Kontakt zur Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen.