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Culture and Creativity

Zusammenhalt und Wohlbefinden

Warum ist der soziale Zusammenhalt für Europa wesentlich?

Nach mehreren überstandenen Krisen ist Europa nun mit wachsender sozialer Ungleichheit, Bevölkerungsdiversität, Populismus, Radikalisierung und anderen Bedrohungen konfrontiert. Kultur ist für den sozialen Zusammenhalt, die Vermeidung von Konflikten und die Konfliktlösung von entscheidender Bedeutung. Sie ist das ideale Mittel, um über Sprachgrenzen hinweg zu kommunizieren, Menschen zu motivieren und den sozialen Zusammenhalt zu fördern, u. a. zwischen Geflüchteten, Migrant(inn)en und den Gemeinschaften, die sie aufnehmen. Sie verhindert die Marginalisierung von Menschen aufgrund ihrer kulturellen Identität, ihres sozioökonomischen Status, ihres Alters und anderer Faktoren.

Die kulturelle Teilhabe fördert außerdem die Gesundheit und das Wohlbefinden. Die Nähe des Wohnortes zu einer europäischen Kulturerbestätte kann die Lebensqualität verbessern, während der Zugang zu Kultur einer der wichtigsten Faktoren für das psychische Wohlbefinden ist.

Die Rolle der Kommission

Ziel der Kommission ist es, den sozialen Zusammenhalt durch Kultur und kulturelles Leben zu stärken – und zwar durch bürgerschaftliches Engagement, kulturelle Initiativen und die Stärkung der individuellen Selbstbestimmung und des demokratischen Bewusstseins.

Bei ihren politischen Maßnahmen und Initiativen in diesem Bereich widmet die Kommission den Interessen und Bedürfnissen benachteiligter Gruppen, z. B. von jungen und älteren Menschen, Personen mit Behinderungen, Menschen mit Migrations- oder Flüchtlingshintergrund und solchen, die in Armut oder materieller Entbehrung leben, besondere Aufmerksamkeit.

Um die bestmöglichen Ergebnisse in den Bereichen Zusammenhalt und Wohlbefinden zu erzielen, wird die Zusammenarbeit mit anderen Bereichen wie Bildung, Sozialfürsorge, Gesundheitsversorgung, Wissenschaft und Technologie sowie Regional- und Stadtentwicklung gefördert.

Was die EU für Kultur und sozialen Zusammenhalt leistet

Lehren aus der Vergangenheit

Die Kommission war federführend bei einer Reihe von Initiativen, bei denen die Möglichkeiten von Kultur und kultureller Vielfalt für den sozialen Zusammenhalt und das soziale Wohlbefinden genutzt wurden. Seit 2008 zählt der soziale Zusammenhalt zu den vorrangigen Bereichen ihrer Kulturpolitik. In diesem Zusammenhang können das Europäische Jahr des interkulturellen Dialogs (2008) und die Plattform für ein interkulturelles Europa (2008–2013) hervorgehoben werden.

Zwischen 2017 und 2019 hat die Kommission zudem nach der offenen Methode der Koordinierung (OMK) eine Gruppe von Fachleuten aus den EU-Mitgliedstaaten einberufen, die Leitlinien für politische Entscheidungsträger und kulturelle Einrichtungen zum Thema „Von sozialer Inklusion zu sozialem Zusammenhalt: die Rolle der Kulturpolitik“ (2019) erarbeitet hat.

2016 bis 2017 berief die Europäische Kommission eine weitere OMK-Gruppe ein, die sich mit der gesellschaftlichen Integration von Migrant(inn)en und Geflüchteten durch Kunst und Kultur auseinandersetzte.

Ein weiteres wichtiges Dokument, in dem der Auftrag öffentlicher Kultureinrichtungen zur Förderung des sozialen Zusammenhalts vorgestellt wird, ist der Bericht über die Rolle öffentlicher Kunst- und Kultureinrichtungen bei der Förderung der kulturellen Vielfalt und des interkulturellen Dialogs (2012–2014). Dieser Bericht soll bestimmte öffentliche Kultureinrichtungen, Künstler/innen und Gemeinschaften sowie politische Entscheidungsträger/innen bei der Aufgabe unterstützen, das Potenzial der Kultur zum Vorteil aller zu nutzen.

Mit Blick auf die Zukunft

Mit der 2018 angenommenen neuen europäischen Agenda für Kultur wird die soziale Dimension der Kulturpolitik weiter gestärkt.

Nach der Corona-Pandemie, die sich massiv auf unseren Alltag ausgewirkt hat, misst die Europäische Union dem Beitrag der Kultur zu Gesundheit und Wohlbefinden besonderes Gewicht bei und möchte im größeren Maßstab und auf strategischere Weise darauf eingehen:

Die GD EAC veranstaltete bereits 2020 für die EU-Mitgliedstaaten einen Online-Workshop zu den Themen Kultur und aktives Altern sowie Kultur, Gesundheit und Wohlbefinden. Die Veranstaltung war Teil des Arbeitsplans des Rates für Kultur 2019–2022.

2021 startete die vorbereitende Maßnahme „Bottom-up Policy Development for Culture & Well-being in the EU“, mit der der Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Entscheidungsträgern und Fachkräften auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler Ebene vereinfacht werden soll. Die Maßnahme wird vom Europäischen Parlament mit Unterstützung durch die Generaldirektion Bildung und Kultur finanziert.

Für die Umsetzung der Maßnahme wurde das Projekt CultureForHealth ausgewählt. Damit soll auf allen Ebenen zu einem echten Politikwandel angeregt werden, indem der Gesundheits-, der Kultur-, der Bildungs- und der Sozialsektor durch umfassende Forschung, die Bestandsaufnahme bestehender Maßnahmen und Initiativen sowie Pilotprojekte in sechs EU-Ländern zusammengeführt werden. Am 16. November 2022 wurde ein Bericht zu diesem Projekt veröffentlicht, in dem die Ergebnisse von mehr als 300 wissenschaftlichen Studien und über 500 Projekten vorgestellt werden, die den Beitrag von Kunst und Kultur zu Gesundheit und Wohlbefinden zeigen.

Das Programm Kreatives Europa ist derzeit die wichtigste Finanzierungsquelle für Projekte in diesem Bereich. Darüber hinaus wurden und werden Projekte, die Kultur, Gesundheit und Wohlbefinden miteinander verknüpfen, durch Erasmus+, Horizont 2020 und Horizont Europa finanziert. Die Broschüre „Culture: a driver for health and wellbeing in the EU“ („Kultur: Triebkraft für Gesundheit und Wohlbefinden in der EU“, November 2022) enthält bewährte Verfahren im Rahmen dieser Finanzierungsprogramme.

Ebenfalls im November 2022 veranstalteten die Europäische Kommission und das Europäische Parlament ein gemeinsames Seminar zum Thema Kultur, Gesundheit und Wohlbefinden mit Vortragenden aus ganz Europa und aus vielen verschiedenen Richtungen: medizinische Fachkräfte, Kulturschaffende, Architekt(inn)en, Gemeindevertreter/innen u. a.

Dialog mit der Zivilgesellschaft

Soziale Inklusion steht auch auf der Tagesordnung des Dialogs der EU mit der Zivilgesellschaft „Voices of Culture“. In diesem Zusammenhang wurden mit den Interessenträgern folgende Themen erörtert:

2022 ging es bei „Voices of Culture“ unter anderem um das Thema Jugend, psychische Gesundheit und Kultur. Ein Ergebnis dieses Dialogs war ein Bericht zur Rolle der Kultur- und Kreativbranche bei der Verbesserung der psychischen Gesundheit junger Menschen, der Anfang 2023 erschien. Das Rahmenpapier für die Diskussionen finden Sie hier.

Wie geht es weiter?

Im Rahmen des Programms Kreatives Europa ergehen regelmäßig offene Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen für Projekte innerhalb und außerhalb der EU. Diese Projekte können beispielsweise zur Förderung des interkulturellen Dialogs beitragen, die Integration Geflüchteter und Migrant(inn)en unterstützen sowie Kunstschaffenden und einem Publikum mit körperlichen oder mentalen Problemen Gehör verschaffen.