Hauptsponsor: Region Brüssel-Hauptstadt 

Jahr der Fertigstellung: 2009 – laufend

Städtischer / regionaler Hintergrund

Brüssel erlebte in der Vergangenheit eine rasche Urbanisierung ohne umfassende Stadtplanung. In den letzten Jahren wurde hochwertiger Architektur und der baulichen Umwelt ausdrücklich Priorität eingeräumt. 2009 richtete die Regierung der Region Brüssel-Hauptstadt die Position des „Bouwmeester Maitre Architecte“ (BMA) ein, um die Qualität von Stadtentwicklungsprojekten in der gesamten Stadt zu verbessern. 

Die Ernennung von Baumeistern (Bouwmeesters) hat sich in Belgien seit 2000 zu einem weitverbreiteten Konzept entwickelt. Ursprünglich sollte durch dieses Modell die öffentliche Auftragsvergabe für architektonische Dienstleistungsaufträge besser organisiert werden, wobei der Schwerpunkt auf der Entpolitisierung und Professionalisierung dieser Aufträge lag. Das bedeutete zunächst, für gut strukturierte Architekturwettbewerbe zu sorgen. 

In Brüssel entwickelte sich dieses Ziel jedoch schnell zu einer umfassenderen Mission, nämlich der Frage, wie sich die Gesamtqualität der Architektur und der baulichen Umwelt verbessern lässt und dies durch verschiedene Instrumente erleichtert wird. Der BMA wird in einem offenen und öffentlichen Einstellungsverfahren ausgewählt, das von einem Bewertungsausschuss überwacht wird, der externe Fachleute auf regionaler Ebene in der Region Brüssel-Hauptstadt einbezieht. Die Ernennungen erstrecken sich auf fünf Jahre. Obwohl die Brüsseler Regierung das Mandat festlegt, bleibt die Position unabhängig, um die besten architektonischen und städtebaulichen Ergebnisse für die Stadt zu fördern. 

Lösung

Aus Sicht der Regierung und der Verwaltung wird Brüssel als regionale Einheit betrachtet. Aufgrund ihrer besonderen Größe agiert sie jedoch wie eine Stadt. Das Modell des BMA ist in Belgien ein einzigartiger Fall, da bei dieser Position die lokale und die regionale Ebene zusammengeführt werden. Im Gegensatz zu anderen Städten oder Regionen ist die Position des „Bouwmeester“ gesetzlich verankert und hängt nicht von der Entscheidung der Regionalregierung, sondern vom Beschluss des Regionalparlaments ab. Die Rolle des BMA zielt auf eine maximale Wirkung ab, indem alle Aspekte der Stadtentwicklung abgedeckt werden, einschließlich Architektur, Stadtplanung, öffentliche Räume und Landschaft. 

Der BMA arbeitet nicht nur an Projekten, sondern auch an Governance und Instrumenten zur strukturellen Verbesserung der Qualität der baulichen Umwelt. Seine Aufgabe ist es, die Ambitionen Brüssels im Bereich der Stadtentwicklung voranzubringen, indem öffentliche und private Bauherren unterstützt, beraten und ermutigt werden. Die Arbeit soll einem breiten Publikum zugutekommen, da sie sich auf alle Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt auswirkt. Der BMA setzt verschiedene Instrumente ein, die sich jetzt durch ein verstärktes öffentliches Engagement und einen besonderen Fokus auf dem Klimawandel auszeichnen. 

Im Laufe der Jahre haben sich die Rolle und die Zuständigkeiten des BMA weiterentwickelt. Es werden vier wichtige Soft-Power-Instrumente in der Praxis eingesetzt: Gestaltungswettbewerbe, „Qualitätskammern“ (Prüfungsausschüsse für die Entwicklungskonzepte), Forschung durch Gestaltung und Kommunikation.

Kriterien für hohe Qualität (Kontext, Verbundenheit mit dem Ort, Diversität, Ästhetik)

• Der BMA arbeitet funktionsübergreifend mit verschiedenen Einrichtungen und Abteilungen zusammen, die sich mit der Stadtentwicklung von Brüssel befassen, und kooperiert mit verschiedenen politischen Ebenen und Bereichen auf föderaler, regionaler und lokaler Ebene. 
• Der Ansatz „Forschung durch Gestaltung“ hilft dabei, ein Projekt in seiner Anfangsphase zu erkunden und die zukünftigen Möglichkeiten für jeden Standort, jedes Programm oder jedes Thema aufzuzeigen. Im Rahmen dieses Instruments erörtert das Team, wie die Dinge in diesem Raum aussehen und funktionieren sollten. 
• Der BMA wird von der gesamten Regierung ernannt und steht im Dienst der politisch Verantwortlichen für alle Politikbereiche. Das bedeutet, dass die Raumqualität bei allen Aspekten der Verwaltung und Entscheidungsfindung berücksichtigt und darin einbezogen wird. Auf diese Weise wird auch für einen umfassenden Ansatz bei der Stadtplanung und -entwicklung gesorgt. Es ist die Qualität, die alles vereinen und verschiedene Aspekte miteinander verbinden muss. 

Steuerung und Management

An der Einführung der Position des BMA im Jahr 2009 waren verschiedene Akteure beteiligt, darunter Behörden aus verschiedenen Politikbereichen, Akteure aus dem Kultur- und Bildungsbereich sowie Aktivisten und Organisationen der Zivilgesellschaft. 

Viele Akteure sind an der derzeitigen Funktionsweise des BMA beteiligt: Behörden auf allen Ebenen, der Privatsektor und Fachkreise, die Presse, Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie Bürgervereinigungen. 

Derzeit besteht das BMA-Team aus 15 Personen.  

Budget und Finanzierung

Das Budget wird von der Region Brüssel-Hauptstadt bereitgestellt. Es deckt nur die Vergütung des Teams, einschließlich etwaiger Gemeinkosten, ab. Im Jahr 2022 beliefen sich die Kosten für 17 Mitarbeiter auf rund 1,5 Mio. EUR. 

Der Einsatz des BMA ist für jeden, der seine Dienste in Anspruch nimmt, kostenlos. Die mit der Durchführung der Projekte verbundenen Kosten sind jedoch nicht in diesem Rahmen enthalten.

Nachahmenswerte Ideen

Die Ernennung von Bouwmeesters wurde in Belgien seit dem Jahr 2000 zu einem bewährten Verfahren, das immer mehr Zuspruch findet. Das Ausland zeigt sich regelmäßig interessiert, eine ähnliche Funktion einzuführen. Signale dazu kommen sowohl von nationaler Ebene (Schweden, Estland) als auch von städtischer Ebene (Niederlande, Rumänien). 

Tipps der Stadt: 

• Gesetze und Verordnungen eignen sich gut als Ausgangspunkt, um die Qualität der Gestaltung sicherzustellen. Es sind jedoch weitere Maßnahmen nötig, insbesondere die eher informellen Ansätze der „Soft Power“ bei der Governance hochwertiger Entwicklungskonzepte. 
• In diesem Bereich ist Unabhängigkeit wichtig, da das Vertrauen durch Argumentation und Rechenschaftspflicht wächst. Das ermöglicht es dem BMA, unkonventionell vorzugehen, starre Strukturen aufzubrechen und sowohl innerhalb als auch außerhalb des Systems zu wirken. 
• Nehmen Sie eine Brückenfunktion zwischen der Welt der Kreativität und der Bürgerinnen und Bürger einerseits und der Welt der Verwaltung und Politik auf der anderen Seite ein. Es geht nicht einfach nur um Bottom-up oder Top-down, sondern vielmehr um eine nahtlose Interaktion zwischen beiden.