Die „Drei Brüder“ sind ein dreiteiliges Gebäude-Ensemble, das zwischen dem 15. und dem 17. Jahrhundert in Riga entstand. Zu den drei Häusern gehören das älteste bekannte Steingebäude in Riga sowie ein Gebäude, dessen Fassade mit Ornamenten des niederländischen Malers Hans Vredeman de Vries verziert ist. Sie sind charakteristisch für die Wohnhäuser der Hansestädte im Ostseeraum. Im Laufe der Jahrhunderte wurden sie immer wieder umgestaltet. Zuletzt wurden sie in den 1950er Jahren von Peteris Saulīis restauriert. Bei dieser Sanierung wurden Elemente anderer zerstörter oder nicht mehr auffindbarer Gebäude in das Ensemble integriert.
Während der sowjetischen Besatzung wurde der Wohnkomplex als einer der ersten in Lettland restauriert. Hilfreich hierbei waren die im Lettland der Zwischenkriegszeit stark ausgeprägte Philosophie und Tradition des Erhaltens. Dieser Wille, möglichst viel historisches – auch abgenutztes – Material zu erhalten, ließ trotz aller Widerstände seitens der sowjetischen Besatzer weitere Restaurierungsprojekte entstehen. Die Stätte spielt nicht zuletzt deshalb eine zentrale Rolle für die Bewahrung des lettischen Kulturerbes, weil sie das Denkmalamt und das Lettische Architekturmuseum beherbergt.
Der Schutz des Kulturerbes und die dahinter stehende Philosophie waren entscheidend für den Widerstand gegen die Zerstörung der lettischen Kultur durch die Sowjets, die unerschütterliche Anbindung an Europa und den unbeugsamen Glauben an die Freiheit. Die „Drei Brüder“ standen im Mittelpunkt dieser Bewegung.
Nach der lettischen Unabhängigkeit 1991 erhielt die Kulturpolitik auf der Grundlage des europäischen Denkmalschutzes oberste Priorität. Heute ist diese Kulturpolitik Teil einer langfristigen Vision, die das historische Riga exemplarisch vor den Auswirkungen der wirtschaftlichen Ausbeutung schützen will. So wurden die „Drei Brüder“ zum Symbol für den Schutz des Kulturerbes und seiner „sanften Macht“ in Europa.